B e r n s t e i n s t r a ß e – der Countdown läuft…

Bald ist alles beieinander…

Gestern wollten wir eigentlich fahren. Einen Tag Reste sortieren im Büro und einen Tag in Ruhe packen, das sollte zu machen sein. Von wegen. Das Telefon steht nicht still, tausend kleine Rückfragen per E-mail und SMS, dazwischen Gepäck und Ausrüstung, Routenplanung und Wetterbericht, dies fehlt noch und das, vielleicht sollten wir doch – Määäänsch, wir können den Schalter im Kopf noch nicht umlegen. Auf der Terrasse entspannende 34 Grad im Schatten – und der einzige, der es genießen kann und sich unter den kühlenden Büschen streckt, ist der Kater. Erst am Abend kühlt es ein wenig ab, im Kühlschrank warten noch ein paar kalte Bierchen auf artgerechte Entsorgung und wir beschließen: Sonntag ist Aufbruch zur Bernsteinstraße – dann aber wirklich…

Das Zelt muss mit

Die Bernsteinstraße – eine gut 4000 Kilometer lange Motorradwanderung steht uns bevor. Von Venedig nach Sankt Petersburg führt die Route durch 10 Länder im Herzen Europas: Italien, Slowenien, Ungarn, Österreich, Tschechien, Polen, Russland (Kaliningrad), Litauen, Lettland, Estland und nochmals Russland (St. Petersburg). Ein geschichtsträchtiger Weg und bereits zur Römerzeit eine der bedeutendsten Handelsrouten des Weltreiches, eine „via publica“, die als Reichsstraße erster Ordnung der berühmten Via Appia oder Via Regina keineswegs nachstand. Die Römer waren geradezu verrückt nach Bernstein, dem Gold des fernen Nordens, von dem schon der römische Dichter Ovid in seinen „Metamorphosen“ erzählte. Phaeton, der Sohn des Sonnengottes Helion, soll es bei einem Ausritt mit seinem Sonnenwagen derart krachen gelassen haben, dass er die Kontrolle über sein Himmelsgefährt verlor (VW-Phaetonfahrer aufgepasst!) und die himmlische Ordnung durcheinander brachte. Zeus reagierte nach alter Tradition, fackelte nicht lange und schleuderte einen Blitz nach dem Raser, woraufhin dieser in den Fluss Eridanos stürzte und ertrank. Seine Schwestern, die Heliaden, trauerten um ihn, weinten herzzerreißend und ihre Tränen verwandelten sich in Bernstein…

„Die Tränen der Götter“ – wir wollen ihnen folgen, im Gewand venezianischer Händler, die sich auf den Weg an die ferne Bernsteinküste machen, um ein paar besonders kostbare Stücke des edlen Harzes zu erwerben. Hier und dort werden wir einkehren und innehalten: In schönen Museen, die vom einstigen „Luxusgut Bernstein“ erzählen. An geschichtsreichen Stätten und Umschlagplätzen, die durch den Handel mit Bernstein gar reich und mächtig wurden. Und natürlich in all jenen Orten und Städten, die heute am Rande dieser großen europäischen Handelsader liegen und gerade erst begonnen haben, sich der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung dieser länderverbindenden Straße zu erinnern. Morgen brechen wir auf nach Venedig. Wir sind gespannt …

Gut geschützt, falls Zeus uns zürnt…

16 Gedanken zu „B e r n s t e i n s t r a ß e – der Countdown läuft…

  1. Wünschen euch viel Glück und Spaß bei eurem neuen Abenteuer!
    Schade, dass Venedig verkehrsfrei ist. Das wäre doch ein Fressen – durch diese endlosen engen Gässschen auf 2 Enduros!! Auch über die Seufzerbrücke!

    Marie-Anne und Roland

  2. Liebe Frau und lieber Herr Staleker,
    ich wünsche eine gute pannen- und unfallfreie Fahrt (oder heißt das Ritt?) – ich beneide euch um diese Tour und freue mich auf die Berichte – mit ein wenig Neid! Den Hesse-Beitrag lese ich gerade – fantastisch, toll geschrieben, so dass ich im Urlaub wohl um einen Hesse nicht umhin komme, herzlich Dank dafür!

    Günter Krapp

  3. Liebe Michaela, lieber Udo, viel Erfolg bei Eurer Expedition ins Reich der Antike. Ovid hat sich dort übrigens nie wohl gefühlt- dort bei den Geten, einem barbarischen Volk. Bleibt gesund und erholt euch gut von der Schule -). TundU

  4. Hallo ihr beiden, wir hoffen, dass euer verspäteter Start geklappt hat und es der
    Wettergott gut mit euch meint. Wir wünschen euch immer einen Schutzengel für allzeit
    gute Fahrt. Morgen schauen wir nach Luca.
    Grüße aus Blaufelden, M.u.W.

  5. Hallöchen aus dem schönen Schwarzwald! Hört sich sehr interessant und anstrengend an. Gute Reise und kommt heile wieder. Ciao liebe Grüsse Susanne

  6. Liebe Michaela, lieber Udo,
    ich hatte so ne Ahnung und sagte am Wochenende zur Marie: „Wenn sie durch Österreich durch sind, haben sie das Gröbste hinter sich!“ Und jetzt das! Im Ernst: Es tut uns wirklich leid für euch, weil wir uns vorstellen können, was ihr in das Projekt an Herzblut und Zeit und Geld reingesteckt habt.
    Lasst aber den Kopf nicht allzu tief hängen! Es gibt schlimmeres! (Ich denke, wir dürfen euch diesen Satz schreiben?)
    Alles Liebe! Marie-Anne und Roland

  7. Hallo ihr beiden! Jetzt wollten wir doch diesmal regelmäßig bei euch rein schauen! Haben den Blog extra bei den Favoriten aufgenommen. Wir hoffen ihr habt den Schock inzwischen einigermaßen verdaut. Falls ihr nun eher so kürzere Fahrten in Betracht zieht, wie wäre es mit Grillen in Stödtlen? Würden uns sehr freuen.
    Der Hermann Hesse Artikel gefällt uns sehr, eine inspirierende Urlaubslektüre. Vielleicht bis bald, Anruf genügt.
    Viele Grüße Stefan, Christine und Kids

  8. Hallo Ihr Zwei, das Mulfinger-Team (Andy und Roland) wünschen Euch mit der „Neuen“ eine gute und Crashfreie Tour ind den Süden… bis Bald..

  9. Liebe Michaela, lieber Udo,
    wegen der Technik lasst ihr euch hoffentlich den Sommer nicht vermiesen. Die Bernsteinstraße existiert auch nächstes Jahr noch und wir freuen uns auf den Blog 2013 und den Bericht im Tourenfahrer. Die investierte Energie hilft euch nä#chstes JAhr bestimmt bei der Vorbereitung.
    Trotzdem einen schönen Urlaub in Frankreich, unfallfreie Fahrt, tolles Wetter, viel Fun und
    die notwendige Gesundheit und schöne Erlebnisse als Frustbewältigung wünschen euch ganz herzlich
    Irmgild und Manfred

    • Danke für Eure Wünsche. Vor allem Ihnen, liebe Frau Zeiler alles Gute bei der bevorstehenden OP. Wir drücken ganz fest die Daumen. Nachher starten wir und lassen uns treiben…

  10. Schön, dass ihr euren Humor wiedergefunden habt.
    Aber dass ihr am Schweizer Verkehrstempo herummäkelt, zeigt uns doch auch: „Entschleunigung“ ist bei euch angesagt! Dabei habt ihr ja Bern, die Hauptstadt der Langsamkeit, links liegenlassen. Demnächst seid ihr in Frankreich1 Die essen 8 Stunden, wenn es sein muss! (Das heißt, wenn das Essen gut genug…!)

    (Ein Berner kommt ins Krankenhaus, weil er sich ein Bein gebrochen hat. Der Arzt fragt ihn, wie das geschah. „Ich bin auf einer Schnecke ausgerutscht.“
    „Auf einer Schnecke, das ist aber ungewöhnlich! Haben Sie die denn nicht gesehen?“
    „Nein, das ging nicht.“
    „Wieso nicht?“
    „Sie kam so schnell von hinten.“)

    Grüße
    Roland und Marie

    • Danke, liebe Marie & lieber Roland — wir haben sehr gelacht. Na klar, nach den hektischen Ereignissen bis zur letzten Sekunde vor der Abreise drehten wir auf Hochtouren. Der nächste Tag verlief gaaaanz anders – Ihr lest ja mit… Hoffentlich geht es Euch gut. Wir denken viel an Euch!! Herzliche Grüße, Michel & Udo

  11. Mon cher mec plus nana,
    c’est la renaissance de toutes nos vacances au sud de la France à l’aide de vos photos et commentaires. Il nous tarde de repartir en Provence pour revivre les odeurs et les splendeurs de cette région. N’oubliez pas de renifler les impressions vecues. T

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